Bei ihrem ersten Auftritt überhaupt haben „Shades of Noel“ am Samstagabend den Rock in der Region Vorentscheid in Bad Essen gewonnen. Dabei überzeugten sie mit technischer Finesse sowie einer abwechslungsreichen Bühnenshow. Den zweiten Platz und damit das Ticket für die Relegation hat die Indie-Rock-Band „The Storks“ gelöst.
„In den Momenten, bevor es auf die Bühne ging, war ich richtig angespannt“, schildert Noel Jiménez Netscher seine Gefühlslage vor dem Auftritt. Shades of Noel ist sein Projekt, die Songs hat er selbst geschrieben und produziert – auch ein Grund für seine Anspannung: „Die Songs sind etwas sehr Persönliches und mir sehr wichtig.“ Mit 15 fing Jiménez Netscher an, Songs selbst mithilfe einer Digital Audio Workstation (DAW) zuhause zu produzieren und nahm parallel Gesangsstunden. Das Musikmachen war für ihn ein Ventil, Situationen zu verarbeiten sowie seine Kreativität und seine Emotionen auszudrücken.
Eine abwechslungsreiche Bühnenshow
Auch wenn die Songs von „Shades of Noel“ bereits auf Streamingplattformen zu finden sind, passte die Band sie für die Live-Show ein wenig an. „Um dem Publikum etwas bieten zu können und damit die Songs besser zu den Instrumenten passen, haben wir Parts dazugeschrieben“, erklärt Netscher.
Das Ergebnis war ein Experiment, das voll aufzugehen schien. So hörte das Publikum einerseits moderne Hip-Hop- und Trap-Beats, andererseits Bossa-Nova-angehauchte Passagen oder einen Metal-Breakdown. Das Besondere dabei: Die Genre-Vielfalt ging nicht zulasten der Qualität der Songs. Shades of Noel spielten beherrschten nicht nur alle Stile tadellos, sie fügten sich auch wunderbar in die Show ein und wirkten stets kohärent. Das belohnten sowohl Publikum als auch Jury einstimmig mit dem ersten Platz.
Indie-Rock, der zum Tanzen anstiftet
„You have to be british”, so lautet der Titel eines Lieds von der zweiten Band des Abends, „The Storks“. Auch wenn weder die Location noch die Band britisch waren, schafften es die vier dennoch, den rohen Indie-Punk-Flair vom Vereinten Königreich nach Bad Essen zu transportieren. Dafür setzten sie – selbstverständlich – auf rotzig klingende, funkig gespielte Gitarrenriffs, mehrstimmigen Gesang und regelmäßige Tempowechsel.
„Wir hatten sehr viel Spaß heute Abend, das ist eine niedliche Location und die Stimmung kommt gut rüber auf die Bühne“, resümiert Gitarrist Lennert Schwarting nach dem Auftritt. Die Aufgabe, diesen Spaß auf das Publikum zu übertragen, meisterten die vier mit Bravour. Sie schafften es jederzeit mühelos, mit ihrer Musik eine Lockerheit auszustrahlen und damit zahlreiche Zuschauer zum Tanzen zu motivieren.
Fairness unter den Bands
Unter denen befanden sich auch die Mitglieder der anderen Bands, die es sich nicht nehmen laßen, den Kontrahenten zuzujubeln. „Das ist das Besondere an Rock in der Region“, erklärt Ben Strebe, erster Vorsitzender des veranstaltenden Vereins, Musik:INI und führt aus: „Alle sind fair zueinander und feuern sich auch gegenseitig an.“
Ein Paradebeispiel dafür war das Punk-Trio „2aufKante“. Sie selbst waren mit im Moshpit bei ihren Kontrahenten Shades of Noel und jederzeit gut aufgelegt. „Das ist einfach unsere Art“, sagt Bassist Sebastian „Brandy“ Brandmann. „Wir labern gerne viel und nehmen uns selbst nicht zu ernst.“ Genau diese Attitüde bringen die drei kompromisslos auf die Bühne. Von allen Bands zeigten sie sich am motiviertesten und fungierten als Musiker und Publikumsanimateure zugleich.
Den Abschluss bildete die Band „Itches to stay Innocent“. Kurzfristig eingesprungen für das TriO Tameera, das aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, überzeugten die fünf mit einer Mischung aus Hard-Rock und Metal. Obwohl die Bandmitglieder verschiedene musikalische Hintergründe haben, zeigten die fünf untereinander eine hervorragende Chemie. Besonders der theatralische Gesang von Frontfrau Tanja Hessel harmonierten hervorragend mit den teils gescreamten Backing-Vocals von Gitarrist Cedric Carl.
„Insgesamt hatten alle Bands ein hohes Spielniveau“, so Strebe und geht sogar noch einen Schritt weiter: „Seit wir, als Musik:INI, die Vorentscheide in Bad Essen ausrichten, hatten wir selten ein so hohes Niveau. Alle Bands hätten ein Weiterkommen verdient.“